
Ausgezeichnete im Spotlight: Dr. Andrea Nakoinz
Klimamanagerin & Fachärztin im Hitzeteam
BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin gGmbH / KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.
Als Andrea Nakoinz schwanger wurde, durfte sie als Anästhesistin nicht mehr nachts und am Wochenende arbeiten. Es zeugt von viel Energie, dass sie in dieser Zeit ein MBA-Studium in innovativem Gesundheitsmanagement an der Universität Potsdam begann und noch dazu einer Partei beitrat. „Als werdende Mutter habe ich mir große Sorgen um die Zukunft meiner Tochter gemacht. Mit den Erfahrungen aus MBA, Politik und Klinik habe ich so ein breites Verständnis von Nachhaltigkeit entwickeln können“, sagt die 38-Jährige, die jetzt seit drei Jahren Klimamanagerin am Unfallkrankenhaus Berlin ist. Zunächst arbeitete sie parallel weiter im OP – 2023 stieg sie aus der direkten Patientenversorgung aus und trat zusätzlich eine Stelle bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) an. Hier beschäftigt sie sich hauptsächlich mit dem Thema Hitzeschutz.
Am Unfallkrankenhaus ist Andrea Nakoinz Aufgabe, Nachhaltigkeit in allen Klinikbereichen zu integrieren – daran, dass das in einem so konservativ geprägten Haus klappt, habe sie am Anfang selbst kaum geglaubt, schmunzelt sie. Aber heute leitet sie ein Team, in dem sich 20 Personen aus unterschiedlichen Abteilungen monatlich treffen, um gemeinsam in gut organisierten, klinikweit etablierte Strukturen das Unternehmen nachhaltiger machen. „Und das mit wenigen Ressourcen in nur drei Jahren“, betont Andrea Nakoinz. Als Klimamanagerin ist sie direkt der Krankenhausbetriebsleitung und der Geschäftsführung unterstellt. Die Zusammenarbeit betrifft alle Bereiche, von der medizinischen Versorgung über die IT bis hin zum Facility Management. „Am allermeisten hilft mir dabei, dass ich selbst als Ärztin in unserer Klinik gearbeitet habe. Ich kenne und verstehe die Arbeitsabläufe im OP und auf den Stationen“, sagt Andrea Nakoinz. Das heißt: Sie kann einschätzen, welche Ideen umsetzbar sind und welche nicht. „Das Wichtigste ist es, pragmatisch auf die reale Situation zu schauen und die Projekte danach auszurichten. Es hilft niemandem, wenn aus der Geschäftsführung gut gemeinte Konzepte kommen, die dann am Stationsalltag scheitern.“
Ein Thema, das der Klimamanagerin ganz besonders am Herzen liegt, ist der Hitzeschutz. Am Unfallkrankenhaus betreute sie eine Masterarbeit, aus der als Pilotprojekt ein Hitzeschutzplan für eine Station entstand. „Wir zeigen hier, dass es möglich und dringend notwendig ist, auch auf der Mikroebene Station Hitzeschutzkonzepte zu entwickeln um Mitarbeitende sowie Patienten und Patientinnen zu schützen.“ Dafür gab es diesen Sommer jede Menge mediale Aufmerksamkeit, der bundesweite Hitzeaktionstag fand vor Ort statt und sogar Karl Lauterbach kam zu Besuch.
Doch nicht nur im Gesundheitssektor ist Hitzeschutz ein wichtiger Aspekt des Sustainability Managements und Andrea Nakoinz weiß: Jede Branche ist anders betroffen. Sei es durch die Notwendigkeit zum Kühlen von Serverräumen, weil Mitarbeitende in der Produktion geschützt werden müssen oder weil Schüler und Schülerinnen während einer Hitzewelle schlechter Abitur schreiben können. Fest steht also: Ihrem Anspruch, eine sinnstiftende Arbeit zu machen, genügt Andrea Nakoinz ohne Frage. Was sie sich für ihren Job wünschen würde? „Es gibt im Gesundheitssektor viele Möglichkeiten, sich zum Thema Nachhaltigkeit zu vernetzen. Was fehlt ist, ein Ort, an dem das viele Wissen zu Nachhaltigkeit im Krankenhaus zentral gesammelt und verfügbar gemacht wird.“
Bild: Dorothea Scheurlen; Text: Julia Bröder; LinkedIn: Dr. Andrea Nakoinz| LinkedIn